Zahnärztliche Schlafmedizin  

 

Die Bedeutung des Schlafes 

Ein guter Schlaf ist das Fundament für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Wenn wir gut schlafen, wachen wir erfrischt auf und fühlen uns den ganzen Tag über fit und leistungsfähig. Schlaf ist lebensnotwendig. Während des erholsamen Schlafes durchläuft der Schlafende 4-5 Zyklen festgelegter Schlafphasen. Diese gesunde Schlafarchitektur ist für die Erholung von Geist und Körper erforderlich. Eine Schlafstörung hat daher meist einen entscheidenden Einfluss auf unser Befinden und berührt viele unserer Lebensbereiche. Schlafstörungen führen zu einem Verlust der gesunden Schlafarchitektur und sind zudem häufig mit schwerwiegenden Risiken für unsere Gesundheit verbunden. 

 

Schnarchen und Schlafapnoe (Atemunterbrechung)

werden u.a. zu den wichtigen und häufigsten Formen der 88 klassischen Schlafstörungen gezählt. 

 

Warum wir Schnarchen

Sind wir wach, wird der Atemweg durch ein zeltartig ausgespanntes Gewebe im Bereich des Rachens offen gehalten. Die Atemluft kann ohne grossen Widerstand auch die Zonen an anatomischen Engstellen gut passieren  (Abb.1). Im Schlaf nimmt die muskuläre Spannung bei vielen Menschen in diesem anatomischen Bereich sehr stark ab: Das umkleidende Gewebe im Rachenbereich wird sehr instabil und kollabiert. Insbesondere erschlafft die Zungenmuskulatur mit der Folge, dass diese in den Rachenraum absinkt und den Atemweg zusätzlich oft stark einengt (Abb.2). Die Atemluft muss aus diesen Gründen an den stark verengten Stellen bei jedem Atemzug gegen einen erhöhten Widerstand und mit größerer Geschwindigkeit eingesaugt werden. Dies führt zu lauten Vibrationen, Schwingungen und Flattern der erschlafften Rachenmuskulatur und erschlafften Weichgewebe (z.B. Zäpfchen, Gaumensegel). Dies führt zu lauten Schnarchgeräuschen. Geringere Gewebespannung bei körperlichem Übergewicht sowie erhöhte Fetteinlagerungen im Bereich des Rachenraumes können sich verstärkend negativ auf die Schnarchsymptomatik auswirken. Die Schlafposition hat bei einem Drittel der betroffenen Personen ebenfalls einen zusätzlichen Einfluss auf die Intensität des Schnarchens: Seitliche Lagerung verringert, Rückenlagerung verstärkt das Schnarchen. Alkoholkonsum und eine Reihe von Medikamenten haben ebenso Einfluss auf die Intensität der Schnarchsymptomatik.

 

Zunahme der Schnarchproblematik 

Mit zunehmendem Alter nimmt die Schnarchproblematik sowohl bei Männern als auch bei Frauen erheblich zu.    

 

Bei den 30 jährigen schnarchen 10 % der Männer und  5 %  der Frauen.  

Bei den 60 jährigen schnarchen 60 % der Männer und 40 % der Frauen.

 

(Auch bei etwa 2 % der  Kinder und Jugendlichen wird eine leichte oder schwerere Schnarch- Problematik beobachtet. Dabei liegt meist ein besonderes Schnarch-Phänomen vor:  Die Ursache für das Schnarchen lässt sich  bei diesen Kindern häufig mit der Bildung von sogenannten ,Nasenpolypen' erklären. Dabei handelt es sich um Schleimhaut-Gewebe, das aus dem Siebbein- oder den Kieferhöhlen stammt und die normale Nasenatmung - besonders im Schlaf - beeinträchtigt und ein Schnarchen auslösen kann.)  

 

Primäres Schnarchen    

Das Schnarchen des Erwachsenen (mit einer Lautstärke bis zu 90 db!) kann für den Betroffenen harmlos sein (primäres Schnarchen). Dabei wird das primäre Schnarchen aber oft in einer Zweierbeziehung als sehr störend und belastend empfunden und führt nicht selten zu massiven Beziehungsproblemen, da die Schlafqualität des Partners stark beeinträchtigt wird.  

 

Das Schnarchen in Verbindung mit Atemaussetzern, welche mit einem zeitweisen, kompletten Verschlusses der Atemwege einher geht, kann eine sehr ernste Gesundheitsgefährdung bedeuten:

 

Es wird geschätzt, dass sich bei ca. 80% der schnarchenden Erwachsenen ein nicht diagnostiziertes

Schlaf-Apnoe Syndrom verbirgt:   

 

Schlafapnoe-Syndrom 

Extrem lautes und sehr unregelmässiges Schnarchen sind Hinweise dafür, dass eine chronische Schlaferkrankung mit erheblichen Gesundheitsrisiken vorliegen könnte. Die obstruktive Schlafapnoe ist eine häufige vorkommende, chronisch ernste Erkrankung.   

 

Obstruktive Schlafapnoe. 

Im Schlaf kommt es durch einen vollständigen Verschluss der Atemwege (Abb.3) zu einem zeitweise auftretenden Stillstand der AtmungDieser Atemstillstand tritt im Schlaf sehr häufig auf. Der komplette Atemstillstand kann jeweils bis zu einer halben Minute und länger andauern. In dieser Zeit ist die Sauerstoffversorgung des Blutkreislaufes in den Apnoe-Phasen (Phasen des Atemstillstandes) dramatisch vermindert. Hieraus ergeben sich erhebliche gesundheitliche Belastungen für den gesamten Organismus. 

 

Die Unterschreitung der Sauerstoffkonzentration infolge der Apnoe aktiviert eine Weckreaktion (Arousal) indem es zur Ausschüttung von körpereigenen Stresshormonen mit der Folge einer blitzartigen Blutdruckzunahme und einer kurzzeitigen Tonisierung der Zungenmuskulatur kommt. Dies führt zu einer kurzfristigen Öffnung der Atemwege durch eine Straffung der Rachengewebe und Anhebung der Zunge für einen Atemzug oder für wenige kurze Atemzüge, bis der Schlaf erneut einsetzt und wiederum eine  Erschlaffung der Gewebe im Rachen beginnt. Das Schlafmuster wird bei diesen Patienten durch die veränderte und eingeschränkte Atmung ganz erheblich gestört. Wichtige Schlafphasen, die für eine Erholung des Organismus wesentlich sind, werden nicht mehr durchschritten. Die notwendige Erholung während des Schlafens bleibt für den Apnoe-Patienten aus. Es steigt u.a. das Risiko für einen manifesten Bluthochdruck, der dann auch am Tage besteht, sowie das Risiko für Schlaganfall und den gefährlichen Sekundenschlaf (Autoverkehr).

 

Leitsymtome der Schlaf-Apnoe:

- Auftreten von Tagesmüdigkeit, 

- Auftreten von Sekundenschlaf

- Konzentrationsschwierigkeiten 

- das Gefühl der Abgeschlagenheit  

 

Symptome für Schalfapnoe:

- morgentlicher rauher, trockener Hals 

- morgentliche Kopfschmerzen

- nächtliches Schwitzen

- nächtlicher Harndrang

- sexuelle Funktionsstörungen

- Depression

 

Schlafapnoe und gesundheitliche Bedeutung:

- Bluthochdrucksteigerung 

- bis 40 % Zunahme des Schlaganfall-Risikos 

- Möglicherweise Zunahme von Herzrhythmusstörungen 

- Zunahme der Demenz-Problematik

- erhöhtes  Diabetes-Risiko 

- herabgesetzte Lebenserwartung

 

Zahnschienen zur Therapie der Schlafapnoe und Schnarchen

 

Nach interdisziplinärer Abklärung des Krankheitsbildes (Hausarzt, Pneumologe, Schlafmediziner) werden betroffene Patienten, die unter obstruktiver Schafapnoe oder auch primärem Schnarchen leiden,  nach einer Planung- und Vorbereitungsphase mit speziellen Zahnschienen versorgt, die während des Schlafens bzw. nachts getragen werden. 

 

Die therapeutisch angestrebte, leicht veränderte Position der Bisslage verhindert im Schlaf nachhaltig den Verschluss und das Kollabieren der Atemwege und führt zu einer ausreichenden Anhebung der Zunge. 

Die Schienen, welche zum Schlafen getragen werden, erlauben eine Normalisierung des Atemflusses im anatomisch kritischen Rachenraum. Zugleich wird die Apnoe-Symptomatik abgestellt (Abb.4).

 

Patienten tolerieren die Schienen sehr gut (> 90%). Mit den Schienen kann der Patient sich ohne Einschränkung bewegen und seine Schalfposition frei wählen. Auch Sprechen und Trinken ist mit Schienen möglich. Die Schienen sind leicht zu handhaben und können zudem auf Reisen (auch im Flugzeug ohne Formalitäten) mitgeführt werden. Die Schienentherapie wirkt effizient und ist einfach in der Anwendung. Die Optimierung der Wirkung kann mit jedem Smartphone mittels App durchgeführt werden. Die Wirkung der Schienenbebehandlung ist wissenschaftlich mit höchster Evidenz gesichert. In vielen Fällen kann die Krankenkasse eine Teilerstattung auf die Behandlungskosten gewähren. Die Schienen stellen meist eine sichere und wirksame Alternative oder Ergänzung zu der CPAP-Geräte-Therapie dar, insbesondere dann, wenn eine Masken-Therapie seitens des Patienten nicht gut toleriert wird.     

 

  Abb.1                                                                   Abb.2                                                                    Abb.3                                                               Abb.4